
RPGs sind oft düster und ernst – Avowed geht einen anderen Weg. Mit einer bunten, fantasievollen Welt und Charakteren, die mit Pilzen und Blumen im Gesicht herumlaufen, hebt sich dieses Rollenspiel deutlich von der Masse ab. Doch kann es auch spielerisch überzeugen?
Der Charaktereditor - Außergewöhnlich von Anfang an
Schon bei der Charaktererstellung fällt auf: Hier ist einiges anders.
Viele Figuren haben seltsame Wucherungen im Gesicht, die sich zwar ausblenden lassen, aber dennoch Einfluss auf die Reaktionen der NPCs haben. Neben der Optik bestimmt ihr außerdem eure Herkunft, was neue Dialogoptionen und Entscheidungen im Spiel eröffnet. Die Wucherungen machen euch zu einer gottähnlichen Entität – allerdings sehen das nicht alle NPCs als etwas Positives.

Kämpfe ohne Klassenzwang
Avowed bietet euch eine breite Palette an Waffen – von Zauberstäben über Pistolen bis hin zum Zweihänder. Eine feste Klassenauswahl gibt es nicht, sodass ihr euch frei aus dem Arsenal bedienen könnt. Statt ständig neue Ausrüstung zu looten, legt das Spiel den Fokus auf das Aufwerten vorhandener Waffen und Rüstungen. Truhen enthalten meist Materialien zur Verbesserung, sodass ihr früh eine bevorzugte Waffe findet und stetig verstärkt. Alternativ lassen sich hochwertige Ausrüstungen bei Händlern kaufen oder von Bossen erbeuten. Zudem können Waffen verzaubert werden, um zusätzliche Boni zu erhalten.

Falls das Inventar überquillt, könnt ihr Gegenstände jederzeit in eure Camp-Truhe schicken – ein angenehmes Quality-of-Life-Feature.
Unsterblichkeit mit Cooldown
Dank eurer gottähnlichen Kräfte bekommt ihr eine zweite Chance, solltet ihr im Kampf sterben. Diese Fähigkeit hat jedoch eine lange Abklingzeit, weshalb es klug ist, danach vorsichtig weiterzuspielen. Falls ihr doch das Zeitliche segnet, sind die Rücksetzpunkte meist fair gesetzt, sodass der Frust gering bleibt. Mit der Zeit schaltet ihr weitere göttliche Fähigkeiten frei, die das Gameplay noch vielseitiger machen.
Die Welt von Avowed ist in verschiedene Gebiete unterteilt, die sich sowohl optisch als auch spielerisch stark unterscheiden. Das Leveldesign setzt auf vertikale Erkundung – oft finden sich Kisten und Geheimnisse auf Dächern oder Felsvorsprüngen. Mithilfe von Feuer- oder Eisfähigkeiten lassen sich Hindernisse beseitigen, etwa Spinnweben verbrennen oder Wasser gefrieren. Diese Aktionen können entweder von euren Begleitern (je nach Skillset) ausgeführt oder durch spezielle Pflanzenobjekte geworfen werden.
Neben Gegnerlagern gibt es unzählige Loot-Spots, Schnellreisepunkte und Adra-Wegsteine, an denen ihr eure Ausrüstung verbessern und mit Gefährten interagieren könnt.

Die NPCs haben oft kreative und abwechslungsreiche Quests für euch. Manche Konflikte lassen sich mit Diplomatie lösen, sofern ihr über die passenden Gesprächswerte verfügt. Die Wahl eurer Antworten kann den Verlauf der Geschichte beeinflussen, sodass Kämpfe nicht immer die einzige Option sind.

Das Spiel bietet fünf Schwierigkeitsgrade:
- Märchenstunde
- Einfach
- Normal
- Schwer
- Pfad der Verdammten
Besonders von der Plage befallene Gegner können zu wahren Berserkern werden und haben feste Level, sodass ihr euch durch gezieltes Aufwerten und geschickte Skillverteilung behaupten müsst. Die Nebenquests lohnen sich also nicht nur für die Story, sondern auch, um ein paar Level aufzusteigen.
Die Kämpfe fühlen sich angenehm wuchtig an. Gegner besitzen eine Stagger-Leiste – sobald diese gefüllt ist, könnt ihr eine besonders starke Attacke ausführen, gegen die sie sich nicht verteidigen können.
Grafik-Modi auf der Xbox Series X
Avowed bietet auf der Xbox Series X drei Grafikmodi:
- Leistungsmodus – Höhere Framerate für flüssigeres Gameplay
- Ausgeglichen – Variable Framerate (abhängig vom Bildschirm)
- Qualitätsmodus – Höchste grafische Details
Wir haben im ausgeglichenen Modus gespielt und kaum Framerate-Einbrüche bemerkt, während die Grafik weiterhin schick aussah.

Fazit: Ein farbenfrohes Abenteuer mit kleinen Macken
Avowed ist ein erfrischend buntes RPG mit einer liebevoll gestalteten Welt, großem Waffen- und Dialogangebot und einem interessanten Progressionssystem. Die Quests und Dialogoptionen lassen euch viel Freiheit, und das Erkunden der Umgebung macht dank vertikalem Leveldesign viel Spaß.
Allerdings gibt es einige technische Schwächen: Animationen wirken teils hölzern, die KI der Gegner und Begleiter hat gelegentliche Aussetzer, und Feinde verfolgen euch nur in einem begrenzten Radius – was sich leicht ausnutzen lässt.
Trotzdem hatten wir viel Spaß mit dem Spiel! Mit allen Nebenquests und Kopfgeldmissionen kamen wir auf rund 25 Stunden Spielzeit. Wer ein actionreiches RPG mit kreativer Gestaltung und lohnender Erkundung sucht, sollte Avowed definitiv eine Chance geben.
Das Spiel ist derzeit für PC & Xbox verfügbar.
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